c.h.huber - unter tag

Unter Tag

Sie stehen im Foyer nachdem die anderen gegangen sind, Seite an Seite, die Hände verknotet. Der Mann hat schlechten Geschmack im Mund, sein Herz sticht, hinab schaut er auf sie, die sich ihm anbietet. Er vertreibt den Gedanken an Maria, der sich wie ein Parasit festsetzen will, kann nicht warten, zu alt, keine Zeit für Aufschub. Seine einzige Chance, diese Frau zu erobern. Wenn sie wieder zum Denken fähig ist, wird alles vorbei sein. "Gehen wir noch woanders hin?"
Ja, es ist zu früh zum Schlafengehen, heute ist sie frei, niemand kann ihr verbieten zu leben. Die Freundin soll sich nicht so anstellen, sie will ihr den Mann nicht wegnehmen, nur ausleihen für heute Nacht. Schlafen wird sie alleine, sicher, aber vielleicht ein bisschen schmusen und seine Hände spüren, das will sie. Er ist einfach ein Ausnahmemann. Und wenn er Maria so liebt, wie sie sagt, wird er von ihr sowieso nicht mehr wollen, ein Flirt, eine Nacht ohne Folgen wird es sein. Abenteuerlust in den blassen Veilchen ihrer Augen, Anna drängt sich noch näher heran an ihn, er spürt ihre Brust an seinen Rippen. Wo man jetzt noch hingehen könne, fragt er den Portier.
Durch regenfeuchte Gassen schlendern sie. Nichts Besonderes, dieser Ort, für ihn der schönste der Welt. Das Ziehen in der Körpermitte verstärkt sich, er brennt, brennt wie ihre roten Haare auf seinen Augäpfeln, in seiner Iris. Das Lokal ist klein, bei einer Flasche Wein erzählt sie in bewegter Gestik von zuhause, vom Ehemann, von der Tochter. Auch, dass es nur der heutige Übermut, die Bilder im Kopf sind, die sie crazy machen.
Er nickt. Natürlich, aber sie ist wunderschön, er muss ihr nahe sein. Wenn sie ihn ansieht, verwegen, ist er Wachs in ihren Händen. Schon im Bus war es so, schon letzte Woche im Restaurant, in dem sie mit der Freundin saßen. Egal, die Zuseher beim Küssen, er ist jung jetzt, er muss sie haben, ihre Brüste, ihren Schoß, wenigstens heute, einmal, ein einziges Mal.
Die Bar schließt, sie gehen, schleppen sich mit Umarmungen zum Hotel, mit der Hand streift sie seine Hosenmitte, sein Geschlecht wächst. Heute, heute lässt es ihn nicht im Stich, weiter so, einmal noch lieben, einmal noch ohne dieses Zeug, das er sonst dazu braucht. In ihren Pullover muss er greifen, den Reißverschluß öffnen, die Kugeln spüren, dann wird es klappen, auch ohne.